:: Die Rolle des Beauftragten ::

"Beauftragter der obersten Leitung" - diese Formulierung einer Rolle ...

... aus dem Qualitätsmodell der ISO 9001 gibt seit geraumer Zeit der Qualitätsgemeinde Anlass für grundsätzliche Diskussionen. Es herrscht alles andere als Einigkeit darüber, welche Bedeutung, Verantwortung und Aufgaben mit der Rolle des QM-Beauftragten einher gehen. Zusätzlich wird diskutiert, ob diese Rolle von einem externen Experten, in der Regel einem Unternehmensberater, erfolgreich ausgefüllt werden kann.
Ich möchte mich in diesem Blog dem Thema über die Zielgruppe des QM-Beauftragten nähern: Wer sind die Kunden eines Beauftragten für Qualitätsmanagement?
"Die Unternehmensleitung, welche als Arbeitsgeber über das erreichte Qualitätsniveau zu informieren ist!", werden einige antworten.
"Die Kunden des Unternehmens, die auf die Produktqualität und damit auf die Leistungen des QM-Beauftragten vetrauen!", werden andere sagen.
"Qualitätsmanager sollen langfristig zu Organisationsentwicklern  mutieren, um als interne Berater dem gesamten Unternehmen zu dienen.", wie kürlich im Blog der QZ zu lesen war.
Alle Sichtweisen haben sicher ihre Berechtigung und stellen Teilmengen der Zielgruppe eines QM-Beauftragten. Aus meiner Erfahrung zur Implementierung und Begleitung von QM-Systemen sehe ich eine andere soziale Gruppe im Fokus des QM-Beauftragten: die operativen Mitarbeiter des Unternehmens. Diese soziale Gruppe ist weder an Führungsaufgaben noch an Entscheidungsfindungen beteiligt und kann nur Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehmen, wenn sie sich solidarisiert (MAV). Gleichzeitig erwarten Geschäftsleitung und Führungsebenen eine konsequente Umsetzung von Prozessen um effiziente Arbeitsergebnisse zu erzielen. Aus diesem Anspruch sollten sich in logischer Konsequenz Möglichkeiten zur Gestaltung der Prozesse ableiten. Denn wer kennt die Arbeitsabläufe besser als diejenigen, die sie täglich ausführen?

Hier bricht die Logik in vielen Unternehmen. Denn häufig sind Managementsysteme entkoppelt von ihren tatsächlichen Anwendern: Gewollt vom Management, aufgebaut von internen und externen Experten, auditiert von kommerziellen Dienstleistern und administriert von Führungskräften. Die Kontaktstellen des operativen Mitarbeiters mit dem hauseigenen QM-System sind oftmals nur Schulungen und Audits. Die wenigen Möglichkeiten zum eignen Beitrag beschränken sich auf ein bürokratisches Vorschlagswesen und ggf. die Teilnahme am Qualitätszirkel. Beide Instrumente der Beteiligung ziehen lange Umsetzungswege nach sich und sind daher kaum geeignet um echte Veränderungen zu bewirken.

Was kann ein QM-Beauftragter nun besser machen, um die operativen Mitarbeiter zu beteiligen?
Er sollte ihnen die Rolle als aktive Mitgestalter ihrer Prozesse geben. Jeder Mitarbeiter hat Ideen und Ansätze zur Verbesserung seiner Arbeit. Unternehmen wie auch Mitarbeitern ist geholfen, wenn diese Vorschläge zur zeitnahen Umsetzung kommen. Deshalb sollten operative Mitarbeiter Schreibrechte für ihren (Teil-) Prozess erhalten, um Ideen, Wissen und neue Dokumente einbringen zu können. Basierend auf einem definierten Berechtigungskonzept und gesichert durch einen Freigabeprozess kann kein Vandalismus entstehen. Wird jeder Beitrag, jeder Kommentar noch mit dem eignen Namen hinterlegt, entsteht kein Missbrauch sondern Verantwortungsgefühl.

Dass dieses Szenario nicht Wunschdenken ist, sondern in der wirtschaftlichen Realität seit einigen Jahren funktioniert, zeigen verschiedene business cases. Was im Jargon des Web 2.0 noch mit Crowdsourcing bezeichnet wird, verändert sich im Unternehmen zum Crewsourcing: der Bereitstellung des Unternehmenswissens über proaktive Beteiligung aller Mitarbeiter.

Wenn dieser Wandel der Unternehmenskultur gelingt, wird das QM-System seinen Anwendern zurück gegeben und lebt fortan durch deren Weiterentwicklung und Nutzung. Der QM-Beauftragte spielt in diesem Veränderungsprozess eine wesentliche Rolle als Organisationsentwickler und verändert seine eigene Rolle vom Verwalter hin zum Manager des QM-Systems.

Welche Voraussetzungen es bedarf, um so einen Veränderungsprozess einzuleiten und erfolgreich zu begleiten, erfahren Sie in meinem Seminar oder dem nächsten Praxisworkshop.





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